Wiborada-Hymnus von Eveline Strübi
Ein neuer Hymnus, ein Lobgesang auf Wiborada, ist erschienen und kann auf Youtube angehört werden. Er besticht durch die klare Stimme von Bettina Kugler und Orgel-Improvisationen von Domorganist Christoph Schönfelder. Ein Interview mit der Autorin des Hymnus, Eveline Strübi.
«Einen Hymnus zu schreiben über eine so starke, weise, mutige und tief gläubige Frau, war ein grosses Geschenk», sagt Eveline Strübi, die den Text zum Hymnus geschrieben hat. Durch ihre Long Covid Erkrankung durchlebe sie eine Form von Inklusinnen-Leben mit «viel Zeit im Liegen, zurückgezogen von der Welt». Im Interview mit wiborada.sg erzählt sie, wie der neue Wiborada-Hymnus entstand, was sie aus ihrer Zeit in der Wiborada-Zelle mitnahm und inwiefern ihr die Spiritualität der frühmittelalterlichen Inklusin hilft, heute mit ihrer Long Covid Erkrankung umzugehen.
Hören Sie hier den Wiborada-Hymnus auf Youtube an.
Eveline Strübi, was war dir wichtig beim Schreiben des Wiborada Hymnus?
Von Beginn an war mir klar; der Text des Hymnus soll Wiboradas ganzes Leben, ihr Tun und Handeln, narrativ in schlichten Worten abbilden. Dazu gehörte für mich auch diese Einfachheit der gregorianischen Melodie. Etwas anderes wäre mir unpassend vorgekommen, denn Wiborada lebte ihre Berufung genau so wie der Hymnus nun ist – bescheiden und einfach ohne zu vergessen, dass diese Frau Grosses erbracht hat. Der Hymnus sollte für mich auch Einblick in die unglaublich grosse Vielfalt ihres da seins als Inklusin/Eremitin, Psalmenbeterin, Eucharistie-Mitfeiernde, Beraterin, Seelsorgerin und Visionärin, deren Leben mit dem Märtyrertod endete, aufzeigen.
Warum hast du zugesagt, einen Hymnus über Wiborada zu schreiben?
Die Initiantin des Wiborada-Projektes, Hildegard Aepli, kam auf mich zu und meinte; Wiborada brauche einen neuzeitlichen Hymnus. Ich solle doch mal darüber nachdenken. Sie kam wohl darauf, weil ich seit Längerem krank bin und viel Zeit im Liegen, zurückgezogen von der Welt verbringe, also über lange Strecken hinweg auch eine Form von Inklusinnen-Leben durchlebe. Eineinhalb Monate vor Ausbruch meiner Krankheit hatte ich mich im Rahmen des Projekts Wiborada2022 für eine Woche in die Zelle bei St. Mangen einschliessen lassen. Seitdem besteht für mich zu Wiborada und ihrer Spiritualität eine tiefe Verbundenheit.
Eveline Strübi. Foto: z.V.g.
Wie verlief der Prozess des Schreibens? Wie bist du dies «angegangen»?
Der grösste Teil des Hymnus entstand 2023 während meines sechsmonatigen Aufenthalts bei den Benediktinerinnen im Kloster Fahr: ein Ort, an dem ich ein Stück meines Weges im Kranksein gehen durfte, an dem ich Kraft und Ruhe tanken konnte, wo ich erlebte, was christliche Nächstenliebe oder eben benediktinische Gastfreundschaft wirklich bedeutet. Also ein wunderbarer spiritueller Ort um nochmals vertiefter in Wiboradas Spiritualität einzutauchen. Aus dieser Tiefe heraus entstanden zwischen Bett und Spaziergängen im Klausurgarten Schritt für Schritt, Zeile um Zeile.
Und dann war es auch ein Zusammenspiel von verschiedenen Mitdenkenden. Der Entwurf wurde gegengelesen, es wurden Rückmeldungen gegeben, es wurde umgeschrieben, gestrichen, gesucht und gefunden.
2022 hast du selbst als Inklusin eine Woche in der nachgebauten Wiborada-Zelle gelebt. Was hast du dort erfahren?
In der Zelle tauchte ich ein in die ganze Tiefe von Wiboradas Spiritualität. Und die prägt seitdem mein Leben. Die Wiborada-Zelle war eine Art Nach-Hause-Kommen für mich:
1. Der Rückzug in das stille Gebet,
2. das Fenster zur Aussenwelt mit all den bunten und berührenden Begegnungen und
3. das gemeinschaftliche Stadtgebet abends, das ich durch das Fenster zur Kirche hin mitbeten durfte.
Es war dieser Dreiklang, der mein Herz damals zur inneren Ruhe brachte. Diese innere Ruhe hält bis heute an, auch in stürmischen Zeiten.
Für mich, die ich seit zwei Jahren mit einer Krankheit zu leben habe, die mich täglich neu in Demut und Verzicht übt, ist diese Zellenerfahrung schlicht und einfach ein Gnadengeschenk.
Inwiefern inspiriert dich Wiborada für dein Leben heute?
Ich habe Gott auf meinem Lebensweg lange in einzelnen Dingen gesucht, bis ich in der Wiborada-Zelle erfahren durfte: Da, wo ich Gott im Kleinen, im Eingegrenzten, einzig um mich herum denke, da stockt es, kommt Stillstand oder drehe ich mich im Kreis. Wenn ich Gott im Grossen, im Allumfassenden denke, dann öffnet sich alles. Mein Fazit daraus: Gott in allem gross denken. Darin erkannte ich weiter: Wenn ich Gott gross denke, dann wird aus dem «Denken» ein Empfinden. Und das ändert alles, denn: Dort wo ich Gott denke, «kann» Gott sein. Da wo ich Gott empfinde, «ist» Gott.
Gallus Media, Bettina Kugler (Gesang) und Christoph Schönfelder (Orgel)
am Tag der Aufnahme. Foto: Hildegard Aepli
Was geht dir durch den Kopf, jetzt, wo der Hymnus erschienen ist?
Das Schreiben des Wiborada-Hymnus war für mich eine grosse Ehre. Einen Hymnus zu schreiben über eine so starke, weise, mutige und tief gläubige Frau, war ein grosses Geschenk. Dass der Hymnus jetzt durch zwei so herausragende Musiker:innen so glänzend, grandios vertont wurde, erfüllt mich mit stiller, ganz tiefer Freude.
Probehören am Aufnahmetag des Wiborada-Hymnus. v.l.n.r.: Gallus Media,
Organist Christoph Schönfelder, Sängerin Bettina Kugler. Foto: Hildegard Aepli
Weiterführende Links:
Hören Sie hier den Wiborada-Hymnus auf Youtube an.
Eveline Strübi, was war dir wichtig beim Schreiben des Wiborada Hymnus?
Von Beginn an war mir klar; der Text des Hymnus soll Wiboradas ganzes Leben, ihr Tun und Handeln, narrativ in schlichten Worten abbilden. Dazu gehörte für mich auch diese Einfachheit der gregorianischen Melodie. Etwas anderes wäre mir unpassend vorgekommen, denn Wiborada lebte ihre Berufung genau so wie der Hymnus nun ist – bescheiden und einfach ohne zu vergessen, dass diese Frau Grosses erbracht hat. Der Hymnus sollte für mich auch Einblick in die unglaublich grosse Vielfalt ihres da seins als Inklusin/Eremitin, Psalmenbeterin, Eucharistie-Mitfeiernde, Beraterin, Seelsorgerin und Visionärin, deren Leben mit dem Märtyrertod endete, aufzeigen.
Warum hast du zugesagt, einen Hymnus über Wiborada zu schreiben?
Die Initiantin des Wiborada-Projektes, Hildegard Aepli, kam auf mich zu und meinte; Wiborada brauche einen neuzeitlichen Hymnus. Ich solle doch mal darüber nachdenken. Sie kam wohl darauf, weil ich seit Längerem krank bin und viel Zeit im Liegen, zurückgezogen von der Welt verbringe, also über lange Strecken hinweg auch eine Form von Inklusinnen-Leben durchlebe. Eineinhalb Monate vor Ausbruch meiner Krankheit hatte ich mich im Rahmen des Projekts Wiborada2022 für eine Woche in die Zelle bei St. Mangen einschliessen lassen. Seitdem besteht für mich zu Wiborada und ihrer Spiritualität eine tiefe Verbundenheit.
Eveline Strübi. Foto: z.V.g.
Wie verlief der Prozess des Schreibens? Wie bist du dies «angegangen»?
Der grösste Teil des Hymnus entstand 2023 während meines sechsmonatigen Aufenthalts bei den Benediktinerinnen im Kloster Fahr: ein Ort, an dem ich ein Stück meines Weges im Kranksein gehen durfte, an dem ich Kraft und Ruhe tanken konnte, wo ich erlebte, was christliche Nächstenliebe oder eben benediktinische Gastfreundschaft wirklich bedeutet. Also ein wunderbarer spiritueller Ort um nochmals vertiefter in Wiboradas Spiritualität einzutauchen. Aus dieser Tiefe heraus entstanden zwischen Bett und Spaziergängen im Klausurgarten Schritt für Schritt, Zeile um Zeile.
Und dann war es auch ein Zusammenspiel von verschiedenen Mitdenkenden. Der Entwurf wurde gegengelesen, es wurden Rückmeldungen gegeben, es wurde umgeschrieben, gestrichen, gesucht und gefunden.
2022 hast du selbst als Inklusin eine Woche in der nachgebauten Wiborada-Zelle gelebt. Was hast du dort erfahren?
In der Zelle tauchte ich ein in die ganze Tiefe von Wiboradas Spiritualität. Und die prägt seitdem mein Leben. Die Wiborada-Zelle war eine Art Nach-Hause-Kommen für mich:
1. Der Rückzug in das stille Gebet,
2. das Fenster zur Aussenwelt mit all den bunten und berührenden Begegnungen und
3. das gemeinschaftliche Stadtgebet abends, das ich durch das Fenster zur Kirche hin mitbeten durfte.
Es war dieser Dreiklang, der mein Herz damals zur inneren Ruhe brachte. Diese innere Ruhe hält bis heute an, auch in stürmischen Zeiten.
Für mich, die ich seit zwei Jahren mit einer Krankheit zu leben habe, die mich täglich neu in Demut und Verzicht übt, ist diese Zellenerfahrung schlicht und einfach ein Gnadengeschenk.
Inwiefern inspiriert dich Wiborada für dein Leben heute?
Ich habe Gott auf meinem Lebensweg lange in einzelnen Dingen gesucht, bis ich in der Wiborada-Zelle erfahren durfte: Da, wo ich Gott im Kleinen, im Eingegrenzten, einzig um mich herum denke, da stockt es, kommt Stillstand oder drehe ich mich im Kreis. Wenn ich Gott im Grossen, im Allumfassenden denke, dann öffnet sich alles. Mein Fazit daraus: Gott in allem gross denken. Darin erkannte ich weiter: Wenn ich Gott gross denke, dann wird aus dem «Denken» ein Empfinden. Und das ändert alles, denn: Dort wo ich Gott denke, «kann» Gott sein. Da wo ich Gott empfinde, «ist» Gott.
Gallus Media, Bettina Kugler (Gesang) und Christoph Schönfelder (Orgel)
am Tag der Aufnahme. Foto: Hildegard Aepli
Was geht dir durch den Kopf, jetzt, wo der Hymnus erschienen ist?
Das Schreiben des Wiborada-Hymnus war für mich eine grosse Ehre. Einen Hymnus zu schreiben über eine so starke, weise, mutige und tief gläubige Frau, war ein grosses Geschenk. Dass der Hymnus jetzt durch zwei so herausragende Musiker:innen so glänzend, grandios vertont wurde, erfüllt mich mit stiller, ganz tiefer Freude.
Probehören am Aufnahmetag des Wiborada-Hymnus. v.l.n.r.: Gallus Media,
Organist Christoph Schönfelder, Sängerin Bettina Kugler. Foto: Hildegard Aepli
Weiterführende Links:
- Eveline Strübi erzählt auf Instagram unter dem Namen @lebenamnullpunkt von ihrer Long Covid Erkrankung und ihrem Glauben.
- Mehr von Christoph Schönfelder und Bettina Kugler gibt es bei Gottesdiensten und Konzerten der Dommusik St.Gallen.
- Ein besonderer Dank gilt Gallus Media für die professionelle Aufnahme.
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